Als pyrogen bezeichnet man entzündlich wirkende oder fieberauslösende Stoffe. Demnach sind dies Stoffe, die eine Entzündungsreaktion unseres Körpers auslösen und/oder begünstigen können. Bezogen auf Produkte der Gesundheitsfürsorge, beispielsweise Medizinprodukte oder Pharmazeutika, sind Pyrogene solche Stoffe, die bei Anwendung oder parenteraler Gabe Fieber erzeugen können. Zu den Pyrogenen gehören z. B. Endotoxine, welche zu den Bestandteilen von bakteriellen Zellwänden gehören und sog. Lipopolysaccharide (LPS) darstellen. Beim Zerfall bzw. der Abtötung der Bakterien werden diese Komponenten der der Zellwand freigesetzt und können, wenn diese auf Medizinprodukten oder Pharmazeutika in zu hohem Maße verbleiben, toxisch wirken. Endotoxine sind sehr hitzestabil und überstehen daher auch gängige Sterilisationsprozesse. Demnach können auch sterile Produkte eine mehr oder weniger hohe Belastung mit Endotoxinen aufweisen, wenn sie vor der Sterilisation stark mit Bakterien belastet waren. Diese Bakterien werden im Prozess abgetötet, womit die Endotoxine der Zellmembran freigesetzt werden. Aufgrund dessen wird empfohlen, vor der Sterilisation die Keimbelastung entsprechend zu überprüfen, beispielsweise durch einen Bioburden nach ISO 11737-1 oder EP 2.6.12.
Die empfindlichste Methode der Endotoxinmessung beruht auf der Verwendung des Lysats aus dem Blut des Pfeilschwanzkrebses (Limulus). Daraus folgt auch die häufig verwendete Bezeichnung LAL-Test (Limulus-Amöbozyten-Lysat-Test). Ein Enzym, welches im Lysat enthalten ist, reagiert bei Kontakt mit Endotoxinen mit einer Gelbildung. Neben diesem sog. Gel-Clot Assay, kann der Endotoxingehalt auch äußerst genau quantitativ mittels einer Farbreaktion gemessen werden (chromogene Methodik). Die Endotoxinkonzentration wird anschließend als EU (endotoxin units) pro ml oder pro Produkt angegeben.
Häufig verwendete Grenzwerte sind 0,125 – 0,25 EU/ml, z. B. für Injektionslösungen oder 120 – 20 EU/ml für Produkte, welche nur äußerlich angewandt werden. Produkte, die mit dem zentralen Nervensystem in Kontakt kommen sollen maximal 2,15 EU/Produkt enthalten. Für Produkte der Augenchirurgie wird auch häufig der Grenzwert 0,5 EU/Produkt angestrebt.
Pyrogene können auch durch Anwendung und Abnutzung von Medizinprodukten, wenn z. B. eine Material-bedingte Pyrogenität vorliegt.
Die Europäische Pharmakopöe (EP) hat in Kapitel 2.6.14 und 2.6.30 Anforderungen an die Testung und den Nachweis bezüglich Pyrogenen in Medizinprodukten und Pharmazeutika festgelegt. Kapitel 2.6.14 bezieht sich auf den Nachweis von bakteriellen Endotoxinen mittels des oben genannten LAL Assays. Kapitel 2.6.30 legt die Anforderungen an die Prüfung von Material-bedingten Pyrogenen fest, indem ein Extrakt aus den Produkten mit humanen Monozyten kultiviert wird. Im Anschluss werden die Zellen auf deren Aktivierung und Ausschüttung eines Zytokins (Interleukin-6) untersucht, da dieses ein typisches Zeichen einer beginnenden Entzündungsreaktion darstellt.
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